Stockholm Weltwasserwoche 2014
Seminar: Streamlining Strategies for Humanitarian Aid in the WASH Sector
Gemeinsam mit dem Auswärtigem Amt, UNICEF, Sanitation and Water for All (SWA), Sustainable Sanitation Alliance (SuSanA) und dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten der Schweiz hat das deutsche WASH Netzwerk auf der Weltwasserwoche 2014 das Seminar “Streamlining Strategies for Humanitarian Aid in the WASH Sector” einberufen.
Während des Seminars wurden aktuelle Herausforderungen der humanitären WASH Hilfe aus verschiedenen Perspektiven präsentiert und mit Hinblick auf ihre politischen Auswirkungen analysiert. Zusammen mit den SeminarteilnehmerInnen wurden die Stärken und Schwächen der bestehenden Strategien und Koordinationsmechanismen in der humanitären Hilfe auf spezifische Empfehlungen für die andauernden nationalen Strategieprozesse (z.B. Deutschland) heruntergebrochen.
Das Seminar wurde von Thilo Panzerbieter (deutsches WASH Netzwerk) mit einer kurzen Einführung in das Thema und Format des Seminars eingeleitet. Es folgte eine Präsentation von Björn Hofmann (Auswärtiges Amt) über die aktuellen Bemühungen des Auswärtigen Amtes eine Strategie für WASH in enger Zusammenarbeit mit seinen implementierenden NGO-Partnern des deutschen WASH-Netzwerks und den internationalen Partner zu entwickeln. Die thematischen Schwerpunkte der neuen WASH Strategie setzten sich dabei aus folgenden Punkten zusammen: (1) Verbesserung der Vernetzung zwischen deutschen und internationalen WASH Akteuren, (2) Kapazitätenausbau deutscher und lokaler Organisationen, um hohe Standards von WASH Maßnahmen sicherzustellen, und (3) Erhöhung der Nachhaltigkeit von WASH Interventionen. Herr Hofmann, versicherte, dass die Diskussionen und Schlussfolgerungen aus dem Seminar in den kommenden Monaten sorgfältig geprüft und in den Finalisierungsprozess der Strategie eingearbeitet werden.
In der folgenden Stunde wurde eine große Auswahl von humanitären WASH Akteuren gebeten, kurz auf die aktuellen Herausforderungen und Chancen in der humanitären WASH Hilfe und die jeweiligen politischen Implikationen einzugehen. Diese kurzen und prägnanten Aussagen aus unterschiedlichen Perspektiven dienten als Grundlagen für die nachfolgenden Tischdiskussionen und wurden in den folgenden vier Themenbereichen gebündelt:
- Koordinierung des WASH Clusters aus verschiedenen Perspektiven
- Regierungsgeführte nationale WASH Sektor Koordination
- Neue Trends der Geberstrategien die berücksichtigt werden müssen
- Der Blick über die Nothilfe hinaus
Die Kurzzusammenfassung der einzelnen Inputs finden Sie unter dem Punkt Beiträge.
Der zweite Teil des Seminars wurde für eine tiefergehende Diskussion genutzt. Die SeminarteilnehmerInnen wurden dazu auf drei verschiedene Tische aufgeteilt und diskutierten die Kernpunkte des laufenden humanitären WASH Strategie Entwicklungsprozesses. Nach einer lebhaften und produktiven Debatte an den einzelnen Tischen wurden die Ergebnisse den jeweils anderen Tischen vorgestellt.
Die Zusammenfassung der einzelnen Tische finden Sie als Kurzfilme (auf englisch) sowie stichpunktartig zusammengefasst unter dem Punkt Tischdiskussionen.
Beiträge
Eine breite Auswahl von humanitären WASH Akteuren wurde gebeten, kurz auf die aktuellen Herausforderungen und Chancen in der humanitären WASH Hilfe und die jeweiligen politischen Implikationen einzugehen. Diese kurzen und prägnanten Aussagen aus unterschiedlichen Perspektiven dienten als Grundlagen für die nachfolgenden Tischdiskussionen.
1. Koordinierung des WASH Clusters aus verschiedenen Perspektiven
Georg Nothelle (GWC, CARE Deutschland): Stand und Herausforderungen der WASH Cluster Koordinationsmechanismen
- Don´t lose the Wind – Wir müssen Kapazitäten aufbauen.
- Walk the Talk – Wir müssen zu unseren Verpflichtungen stehen.
- Break the Silos – Wir brauchen Kontinuität in Planung, Finanzierung und im Übergang von humanitärer Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit
Ajay Paul (Welthungerhilfe, Simbabwe): Aktuelle Herausforderungen aus der Perspektive einer NRO in einer Führungsposition im WASH Cluster – Simbabwe
- Klare und gegenseitig vereinbarte Aufgaben und Zuständigkeiten auf nationaler Ebene
- Globaler Cluster Lead wird weiterhin als letzte Instanz angesehen
- Gemeinsame Führung – positive Erfahrung und reaktionsfähig auf Bedarf und Kontext
2. Regierungsgeführte nationale WASH Sektor Koordination
Simone Klawitter (UNICEF): Wie kann eine regierungsgeführte nationale WASH Sektor Plattform gestärkt werden?
- Einsatz und Stärkung der bestehenden Koordinierungssysteme und Verfahren
- Fokussierung auf Kapazitätsaufbau und zeitgebundene Bereitstellung von humanitären technischen Know-how von nationalen Kapazitäten
- Bereitstellung langfristiger Organisationsentwicklung sowie Unterstützung nationaler Leitung für die Koordination
Peter Mahal Dhieu Akat (Ministerium für Elektrizität, Dämme, Bewässerung und Wasserressourcen Südsudan): Regierung als Leiter der WASH Koordination: Einblicke und Herausforderungen – Südsudan
- Regierungen in Parternländern sollten die parallele Durchführung von Notfall und Entwicklungsprogrammen unterstützen und dafür sorgen, dass die Hilfe so strukturiert ist, dass eine reibungslose Integration gefördert werden kann
- Einbeziehung von Notfallplänen in die Entwicklungsprogramme, z.B. UNICEF AWP verteilt auch die Budgets für Notfälle nach MEDIWR
- Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels bei den humanitären NROs. Auch sie müssen die jeweilige Entwicklungsagenda reflektieren und priorisieren.
- Unterstützung von stabilen Entwicklungsprogrammen, die einen direkten Einfluss auf die Verringerung auf zukünftige Notfälle haben und eine bessere Notfallkoordination ermöglichen.
3. Neue Trends der Geberstrategien, die berücksichtigt werden müssen
Marc-Andre Bünzli (FDFA, Schweiz) Trends und Leitlinien der humanitären WASH Geberstrategien der Schweiz
- Wir bleiben bei unseren humanitären Leitlinien – basierend auf dem Bedarf
- «Don’t run, it’s an emergency» – es ist wichtig einen ganzheitlichen Ansatz zu haben, der ökologische, technische, soziale und wirtschaftliche Faktoren
- Wasser UND Sanitärversorgung – verbesserte Sanitärversorgung rettet mehr Leben als die Verbesserung der Wasserqualität alleine
Daniel Clauss (ECHO): ECHOs strategischer Beitrag zur Verbesserung von Humanitären WASH
Als einer der größten Geber für humanitäre WASH Maßnahmen ist ECHO bestrebt, sich mit anderen EU-und Nicht-EU-Gebern zu koordinieren
• Harmonisierung der Geberpolitik für Kohärenz, Qualität und zur Vereinfachung der Arbeit / Finanzierung und Anfrage von Partnern
• Mögliche Arbeitsteilung (Sub-Sektor, Regionen, die Art der Krise)?
• Abgleichung mit GWC; gemeinsame Geberposition
4. Der Blick über die Nothilfe hinaus
Simone Klawitter (UNICEF): Übergang von der Humanitären Cluster Koordination zur Entwicklung nach dem Taifun Haiyan auf den Philippinen
- Start to think early! Bewegung vom Humantitären zur Sektorkoordination/SwAP, Nutzung von Clustermechanismen, um über die Strategieentwicklung zu informieren
- Sei inklusiv! Verbindung regionaler und nationaler Koordinationsmechanismen im humanitären Sektor und im Entwicklungssektor
- Investition in Kapazitätenausbau! …auf unterschiedlichen Ebenen unter Nutzung von unterschiedlichen Ländermechanismen
Jan Spit (Waste/SuSanA): Wie kann Geberpolitik Innovationen für humanitäre Sanitärlösungen stärken?
- Analyse der Lücken im Humanitärbereich zeigte, dass 6 von 12 Lücken direkt in Bezug zu Sanitärversorgung stehen
- Gute Beispiele (wie OFDA, ECHO, BUZA, SPEEDKITS) müssen aufgezeigt und im Feld genutzt werden
- Bereit sein für zukünftige Herausforderungen wie Urbanisierung und Klimawandel (1) Erleichterung von Hochskalierungen und Darstellung von bewiesenen Konzepten (2) Finanzierung von mehr innovativen Konzepten und innovativer Forschung
Table Discussions
Tisch 1: WASH Cluster Koordination – Unterstützung nationaler Koordinierungskapazitäten
- Konzentration auf den Kapazitätenaufbau auf nationaler und subnationaler Ebene
- Verhärtete Strukturen aufbrechen – bessere Verknüpfung der Akteure aus der Entwicklungszusammenarbeit und der humanitären Hilfe
- Bedarf an einer starken und subnationalen Regierungsführung
- Bestehende politische Herausforderung / Einschränkung, die in manchen Fällen dazu führen, dass lokale Nothilfe von den nationalen Regierungen verweigert wird
- Einbeziehung politischer Entscheidungsträger auf nationaler und lokaler Ebene
- Die Geber sollten sich zu einer besseren Koordinierung verpflichten und Empfänger sollten miteinbezogen werden
Zusammenfassung Tisch 1: Kurzfilm 1
Tisch 2: Straffung der Strategien – Schwerpunkte der WASH Relief Strategien
- Finanzierung für Soforthilfe und Entwicklung sollten sich gegenseitig ergänzen
- Bestehende Verbindungen zwischen der humanitären und der Entwicklungsseite sollten besser genutzt werden
- Urbane Sanitärversorgung ist eine der größten Herausforderungen, die humanitäre Strategien berücksichtigen müssen
- Bedarf an mehr Flexibilität in den humantären Prinzipien und Inklusion der betroffenen Bevölkerungsgruppen
- Harmonisierung von Geberpolitiken sind wünschenswert, aber immer noch eine große Herausforderung
- Vorschlag, dass die Geber eine Absichtserklärung für eine bessere Koordination und Anpassung der Berichterstattungspflichten abgeben
- Schnelles handeln, aber mit lokalen Partnern und sicherstellen, dass zuverlässige Kontrollsysteme vorhanden sind
- Mögliche Arbeitsteilung bedarf einer weiteren Diskussion unter den Gebern
- Anpassung an den Global WASH Cluster
- Spezieller Fokus auf Hygiene als eine wesentliche WASH Komponente, die oftmals vernachlässigt wurde
- Rolle und Kapazität des privaten Sektors sollten berücksichtigt werden
- Gerechtigkeit, Integration und spezifische Hygiene Aspekte wie Menstruationshygienemanagement, müssen ausreichend in Strategien berücksichtigt werden
- langfristigen Betrachtungsweise ist im humanitären Denken sehr wichtig
Zusammenfassung Tisch 2: Kurzfilm 2
Tisch 3: Der Blick über die Nothilfe hinaus – Bereitschaft und Wege zur Nachhaltigkeit
- Konzentration auf die Naturgefahren, die sich in Katastrophen verwandeln können (z.B. auf von Menschen verursachte Katastrophen und bewaffnete Konflikte kann nur in begrenztem Umfang mit Gefahrenabwehrmaßnahmen reagiert werden)
- Sanitärversorgung benötigt besondere Aufmerksamkeit, da es bislang an ausreichenden Sanitärlösungen fehlt
- Es bedarf an Investitionen in Innovationen und Forschung für nachhaltige und skalierbare Lösungen
- Ausrichtung auf künftige Herausforderungen, um vorbereitet zu sein und die Widerstandsfähigkeit zu steigern (Urbanisierung und Klimawandel)
- Notwendigkeit von flexiblen Finanzierungsinstrumenten (mehr flexible Verlagerung der Finanzierung von Entwicklung zur Nothilfe und umgekehrt )
- Notwendikeit eines frühzeitigen Ansatztes (noch bevor der Katastrophe)
- Entwicklungsentscheidungen sollten auf geeigneten Risikoanalyen basieren (risk informed programming)
- Betroffene Bevölkerung sollten in den Mittelpunkt der Bemühungen gestellt werden
- Miteinbeziehung aller Dimensionen von Nachhaltigkeit (technisch, sozial, ökologisch, institutionell)
- Größerer Fokus auf „Cross Learning“ zwischen Akteuren aus der Entwicklungszusammenarbeit und der Nothilfe
Zusammenfassung Tisch 3: Kurzfilm 3
Abschlusspanel
Zusammenfassung des abschliessendes Panel: Kurzfilm 4
Presentations
Thilo Panzerbieter I Einleitung
Björn Hofmann I Schwerpunkte der deutschen humanitären WASH Strategie
Alle weiteren Redner I Input Präsentationen: Streamlining Strategies for Humanitarian Aid in the WASH Sector
Hier finden Sie das Seminar im offiziellen Programm der Weltwasserwoche
Hier finden Sie den Flyer unseres Seminars
Veranstalter des Seminars
WASH Netzwerk
Auswärtiges Amt
Co-Veranstalter
Federal Department of Foreign Affairs, Schweiz
United Nations Children’s Fund (UNICEF)
Sustainable Sanitation Alliance (SuSanA)