WASH Zukunftsforum 2014

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Weichenstellungen für die Post-2015-Ära

Hintergrund

Die Weltgemeinschaft steht an einem bedeutenden Scheideweg, die Millenniumsentwicklungsziele (MDGs) laufen im Jahr 2015 aus und eine neue Entwicklungsagenda soll verabschiedet werden. Globale Trends wie der Klimawandel, das Bevölkerungswachstum oder die rasche Urbanisierung beeinflussen Entwicklungsprozesse erheblich und destabilisieren zunehmend ganze Regionen. Im Angesicht von aktuell fünf Katastrophenfällen der höchsten Kategorie sowie einigen schwelenden Konflikten mit dem Potential zur Katastrophe sind die humanitären Bedarfe im WASH-Bereich so hoch wie nie zuvor. Wir alle sind aufgefordert neue Antworten auf die drängenden Fragen unserer Zeit zu finden.

Die Debatte zur Post-2015-Agenda ist in der UN-Generalversammlung angekommen und die Entwicklung der Indikatoren und Zielmesssysteme für die neuen Entwicklungsziele geht nun in die heiße Phase. Auch Deutschland positioniert sich neu: Entwicklungsminister Dr. Gerd Müller hat die Zukunftscharta und damit die neuen Grundlagen der deutschen Entwicklungspolitik an die Bundeskanzlerin Angela Merkel übergeben. Das Auswärtige Amt erarbeitet gemeinsam mit dem WASH-Netzwerk die strategischen Grundlagen für die deutsche humanitäre Hilfe der Zukunft im WASH Bereich. Jetzt gilt es, diese Grundsätze und Ideen auch in die Tat umzusetzen.

Das deutsche WASH-Netzwerk hat am 10.und 11.November 2014 den zentralen Akteuren der Entwicklungszusammenarbeit sowie der humanitären Hilfe im WASH Bereich in Bonn ein Forum geboten, um diese Weichenstellungen zu diskutieren und um einem kohärenten Beitrag Deutschlands zu den genannten Prozessen zu erarbeiten.  Es bestand die Möglichkeit mit hochrangigen EntscheidungsträgerInnen zu diskutieren und neue Bündnisse für die Post-2015-Ära zu schmieden.

Neben dem politischen Dialog an Tag 1 bot das WASH-Zukunftsforum an Tag 2 die Möglichkeit, sich fachlich mit Experten auszutauschen und die Übersetzung der politischen Rahmenbedingungen ins Feld zu diskutieren. Innovationen, neue Trends, Projekte und Ansätze standen an diesem Tag im Mittelpunkt.

Deutsche Welle Bonn – Gremiensaal
Kurt-Schumacher-Str. 3
53113 Bonn

// Download der Einladung (inkl. Programm)

// Link zur Online-Anmeldung

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Zusammenfassung

Am 10. und 11. November 2014 hat das deutsche WASH-Netzwerk, bestehend aus 18 deutschen NROs, die zentralen Akteure des deutschen WASH Sektors zum “WASH Zukunftsforum“ nach Bonn eingeladen. Unter Vorsitz von Dr. Uschi Eid (Vorsitzende des Fachbeirats für Wasser und Sanitärversorgung des Generalssekretärs der Vereinten Nationen – UNSGAB) erhielten die anwesenden Akteure der Entwicklungszusammenarbeit und der humanitären Hilfe im WASH Bereich die Möglichkeit sich auszutauschen und mit hochrangigen Entscheidungsträgern aus drei verschiedenen Ministerien zu diskutieren.

Das WASH-Sektorgespräch (Tag 1) diente dem politischen Dialog und wurde von Frau Dr. Eid und Ingrid-Gabriela Hoven (Abteilungsleitung, Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung – BMZ) eröffnet. Frau Dr. Eid stellte Bedenken in den Mittelpunkt ihrer Rede, dass der WASH-Sektor in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit aktuell nicht genügend Aufmerksamkeit erhalten würde. Insbesondere die Zukunftscharta, welche das übergeordnete Strategiepapier für diese Legislatur-Periode darstelle, enthalte zu wenig Hinweise auf die immense Bedeutung des Sektors. So würde das wichtige Lebensmittel Wasser im Kapitel zu nachhaltigen Produktions- und Konsummustern nicht benannt, obwohl der Diskurs zu virtuellem Wasser in den vergangenen Jahren offen gelegt hat, dass gerade hier eine enorme Verschwendung vorliegt und vielfältige Einsparungspotentiale mit globaler Wirkung bestehen (Bsp. Nahrungsmittelproduktion und -vernichtung). Frau Hoven betonte, dass WASH in der Themenkonkurrenz der deutschen Entwicklungspolitik ein Thema von sehr großer Bedeutung bleibe. Das BMZ stünde weiterhin voll hinter der Substanz des Nexus-Konzepts und möchte nicht, dass sich Ziele in den unterschiedlichen Bereichen konterkarieren. Die nachhaltige Verfügbarmachung von Wasserressourcen bleibe essentiell für die Produktion von ausreichend Nahrung und Energie. Insbesondere weil die zukünftigen Herausforderungen im WASH Bereich enorm seien, würde sich das BMZ in den Verhandlungen der Post-2015 Prozesse sehr für WASH einsetzen. Durch das rapide Bevölkerungswachstum und die Urbanisierung steige der globale Wasserbedarf bis ins Jahr 2030 um 40 %, während der Klimawandel die Volatilität der Verfügbarkeit sowie die ungleiche Verteilung von Wasserressourcen noch verstärken würden.

Franz Marré (BMZ) und Thomas Stratenwerth (Bundesministerium für Umwelt und Bau) informierten die TeilnehmerInnen des Forums über den neuesten Stand der deutschen Position innerhalb der Post 2015 Prozesse. Hervorgehoben wurde, dass der Entwurf der Open Working Group zu den Sustainable Development Goals (SDGs) im Kabinett sehr begrüßt wurde. Es sei der Beschluss gefasst worden, die Substanz dieses Entwurfs in den weiteren Verhandlungen auf jeden Fall erhalten zu wollen und sich zudem für eine sinnvolle Ausgestaltung der Zielmesssysteme einzusetzen. So unterstützen das BMUB und das BMZ bereits die Global Expanded Monitoring Initiative (GEMINI – Arbeitsgemeinschaft von WHO, UN-HABITAT und UNEP, finanziert von der Schweiz, BMZ/BMUB), welche Vorschläge für zukünftige Indikatoren und Monitoring-Mechanismen erarbeiten soll. Eine Zusammenarbeit in diesem Bereich mit dem WASH-Netzwerk wurde in Aussicht gestellt.

Der Beitrag von Dr. Stefan Schmitz (Beauftragter i.V. Sonderinitiative „Eine Welt ohne Hunger“, BMZ) unterstrich den wichtigen Nexus von Ernährungssicherheit und WASH. Er verdeutlichte dieses am Beispiel Indiens wo aktuell ca. 100 Millionen Menschen an Unterernährung und Wachstumsstörungen durch Mangelernährung (Environmental Entheropathy) leiden, weil sie kontinuierlich fäkal-bedingten Infektionen wie Durchfällen und Wurminfektionen ausgesetzt sind und nicht weil es ihnen an ausreichend Nahrung fehlt. Dr. Uschi Eid hob hervor, dass Deutschland in diesem Punkt eine Vorreiterrolle einnehmen könne. Als Vorsitzende von UNSGAB wirbt sie im UN-System dafür, diesen bisher zu wenig beachteten Zusammenhang in 2015 zu einem Schwerpunkt der Bemühungen im WASH Bereich zu machen. UN-Water und UNICEF haben die Initiative bereits aufgegriffen und möchten den Welttoilettentag 2015 unter ein korrespondierendes Motto stellen. Gemeinsam wurde festgestellt, dass aktuell die einmalige Gelegenheit bestünde der UN die Ausrichtung des offiziellen Events zum UN-Welttoilettentag anzubieten. Dr. Schmitz (BMZ) machte den Vorschlag, ein Fachtreffen zu diesem Thema als Follow-Up zu veranstalten, in dem sich die Sonderinitiative „Eine Welt ohne Hunger“, das WASH-Netzwerk sowie weitere relevante Akteure aus dem Ernährungsbereich diesem Thema zusammensetzen und einen weiteren Fahrplan erarbeiten.

Dr. Eltje Aderhold (Leiterin des Referats für Humanitäre Hilfe im Auswärtigen Amt) verkündete, dass das Auswärtige Amt sich dazu entschlossen hat, WASH neben der Ernährungshilfe zum zweiten Schwerpunktbereich in der deutschen humanitären Hilfe zu machen: Die neue WASH-Strategie, welche das Auswärtige Amt in enger Zusammenarbeit mit dem WASH-Netzwerk entwickelt, wird voraussichtlich Anfang 2015 fertig gestellt sein. Neben der Strategie entsteht derzeit zudem ein Fahrplan zur strategischen Unterstützung und Umsetzung der Strategie. Schwerpunkte sind der Aufbau von Kapazitäten, eine engere Anbindung an das internationale humanitäre System und den Global WASH Cluster sowie eine Weiterführung der Initiative des WASH-Netzwerks und des Auswärtigen Amtes zur Verbesserung der Anschlussfähigkeit der Not- und Übergangshilfe zur Entwicklungszusammenarbeit (LRRD). Das Auswärtige Amt engagiert sich aktiv im Vorbereitungsprozess zum World Humanitarian Summit (2016, Istanbul), der analog zum Post-2015 Prozess wichtige humanitäre Zukunftsfragen beantworten soll und eine Neubestimmung des humanitären Systems anstrebt und richtet im September 2015 ein „Thematic Consultation Meeting“ in Deutschland aus.

Im Rahmen des WASH Fachsymposium (Tag 2) wurden die neuesten fachlichen Trends aus dem WASH-Bereich vorgestellt und die Übersetzung der politischen Rahmenbedingungen ins Feld diskutiert. Themen waren die Entwicklung und das Mainstreaming von WASH-Standards (Lehren aus SPHERE, Initiative für eine WASH-Gütegemeinschaft etc.), der SDG Monitoring Prozess, die praktische Umsetzung des Menschenrechts auf Wasser- und Sanitärversorgung im Feld, die bessere Verzahnung von Nothilfe und EZ und die neuesten Entwicklungen aus dem Bereich des Capacity Building und Wissensmanagement (MOOCs, Online Discussion Forums etc.).

Das WASH-Netzwerk sieht das WASH-Zukunftsforum als einen Startpunkt für einen kontinuierlichen Austausch zwischen den zentralen Institutionen des Sektors. Im kommenden Jahr soll insbesondere der internationale Event anlässlich des Welttoilettentags in Deutschland einen Anschluss zum diesjährigen Forum bieten.

Programm & Downloads Tag 1

 1. Eröffnung

Thilo Panzerbieter (Sprecher WASH-Netzwerk, Gastgeber)

Dr. Uschi Eid (Chair der Veranstaltung, Vorsitzende von UNSGAB)Download Audiomitschnitt

Ingrid-Gabriela Hoven (Abteilungsleiterin „Globale Zukunftsaufgaben und Sektoren“ im BMZ)

Dr. Eltje Aderhold (Leiterin des Referats „Humanitäre Hilfe“ im Auswärtigen Amt)

Thomas Stratenwerth (Leiter des Referats “Internationale Wasserwirtschaft” im BMUB)


2. Marktplatz der Akteure

Kurze Updates aus den wichtigsten Resorts, Durchführungsorganisationen und Verbänden – Download Präsentation


 3. Key-Notes zu Schwerpunktthemen

1) WASH und die aktuellen Schwerpunkte der deutschen Entwicklungszusammenarbeit

Franz Birger Marré (Leiter des Referats „Wasser und Stadtentwicklung“)

Dr. Stefan Schmitz (Beauftragter i.V. Sonderinitiative „Eine Welt ohne Hunger“)

2) WASH in der Post 2015 Entwicklungsagenda

Thomas Stratenwerth (Leiter des Referats “Internationale Wasserwirtschaft” im BMUB)

Sascha Gabizon (Geschäftsführerin von Women Engage for a Common Future)

3) WASH in der deutschen humanitären Hilfe

Dr. Eltje Aderhold (Leiterin des Referats für Humanitäre Hilfe im AA)

N.N.


 4. Workshop – Arbeit an Stationen zu den Schwerpunktthemen

1) WASH und die aktuellen Schwerpunkte der deutschen Entwicklungszusammenarbeit

2) WASH in der Post 2015 Entwicklungsagenda

3) WASH in der deutschen humanitären Hilfe


 5. Panel-Diskussion „Sind wir fit für die Post 2015 Ära?“

mit ausgewählten Gästen (tba) sowie Fragen aus dem Publikum

Moderation Dr. Uschi Eid

Programm Tag 2

1. Eröffnung und Einführung

Thilo Panzerbieter (WASH-Netzwerk)


2. WASH Standards und Monitoring

1. SPHERE Project – WASH Standards und Indikatoren in der humanitären Hilfe

Ralf Knoche & Oliver Hoffmann (Johanniter Auslandshilfe)

2. WASH Gütegemeinschaft – Entwicklung von Standards und Indikatoren für die Entwicklungszusammenarbeit

Stefan Reuter (BORDA)

3. SDG Monitoring Prozess

Stefan Reuter (BORDA)


3. WASH Capacity Building und Wissensmanagement

1. Innovation im Bereich WASH Capacity Building – MOOCs, Faecal Sludge Management etc.

Christoph Lüthi (EAWAG/SANDEC)

2. Die Sustainable Sanitation Alliance (SuSanA) – Wissensmanagement und Beteiligungsmöglichkeiten

Arne Panesar (GIZ Sektorvorhaben Nachhaltige Sanitärversorgung)

3. WASH-Netzwerk Studie – Bessere Verzahnung von Not-, Übergangshilfe und EZ im WASH-Sektor

Robert Gensch (German Toilet Organization)


4. WASH Beispiele aus in der Praxis

1. Terra Preta Sanitation – Synergistisches System für nachhaltige Sanitärversorgung, Bodenbildung und Aufforstung

Prof. Ralf Otterpohl (TU Hamburg-Harburg)

2. Projektbeispiel Sierra Leone – WASH Self-Supply und Einführung innovativer WASH Technologien auf Haushaltsebene

Stephan Simon (Welthungerhilfe)

3. Projektbeispiel Kambodscha – Community-Led Total Sanitation, Potential für Scaling-up und Einfluss auf Ernährungssicherung

Roland Hansen (Malteser International)

4. Menschenrecht auf Wasser & Sanitärversorgung – What do the rights to water and sanitation mean for WASH sector organisations?

Laura van de Lande (WASH United)


Gefördert durch

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